Warum das Internet (wie wir es kennen) verschwindet.


neumann.digital - digitaler Wochenrückblick #61 (im Browser ansehen)

Liebe/r Reader,

👾 Grüße aus der digitalen Welt!
Hier ist der Digitale Wochenrückblick.

Statt den üblichen News mit Apple- und KI-Fokus zoome ich heute mal ganz weit raus: Es geht um nichts Geringeres als die Zukunft des Internets bzw. genauer: des World Wide Web. In den letzten 2-3 Jahren hat ein schleichender Prozess eingesetzt, der die Frage aufwirft, wie das "Geschäftsmodell Internet" in Zukunft funktionsfähig bleiben kann.

Doch fangen wir von vorne an:

Warum wir immer seltener auf Links klicken

Wahrscheinlich ist es dir aufgefallen: Wenn du bei Google etwas suchst, bekommst du inzwischen oft direkt eine Antwort angezeigt, ohne eine Webseite besuchen zu müssen. Und wenn du ChatGPT oder einen anderen KI-Chatbot fragst, erhältst du wie selbstverständlich eine fertig formulierte Zusammenfassung.

Das ist unheimlich praktisch, keine Frage. Du sparst dir das Klicken durch unzählige Websites (und das Wegklicken von Cookie-Bannern), das Schließen von Werbebannern und das Aussortieren von inhaltlich wertlosen Beiträgen.

Dieses neue Phänomen nennt man das "Zero-Click-Internet". Null Klicks sind notwendig, um zur gesuchten Information zu gelangen.

Ich stelle fest, dass gerade ältere Menschen nach einer anfänglichen Phase des Fremdelns inzwischen sehr gerne ChatGPT und Co. nutzen. Die Hürde, sich eine Frage vom Chatbot beantworten zu lassen, ist eben viel niedriger als sich durch das unübersichtliche Dickicht von Webseiten mit all ihren Störfaktoren zu kämpfen.

Ein Beispiel: Meine Mutter (Hallo Mama!) erzählte mir diese Woche ganz begeistert, wie sie sich inzwischen von ChatGPT beim Faktencheck ihrer Buchbeiträge helfen lässt - und wann sie etwas besser weiß als der Chatbot (oft genug 😅).

Warum ist Zero-Click eine Gefahr für das bisherige Internet?

Das Internet, wie wir es nun seit Jahrzehnten kennen, basiert auf einer stillschweigenden Abmachung: Website-Betreiber stellen nützliche Informationen (wie Kochrezepte, Kaufratgeber etc.), die sie in meist mühevoller Arbeit zusammengestellt haben, ins Netz. Google und andere Suchmaschinen schicken uns bei einer passenden Suchanfrage dorthin. Die Websites verdienen dann durch Werbung ein wenig Geld.

Diese Abmachung wurde nun durch den Einzug generativer KI einseitig aufgekündigt.

Die neuen KI-Crawler holen sich die Informationen direkt von den Websites, fassen sie für uns zusammen und präsentieren sie uns direkt im Chatfenster. Die Betreiber der Websites gehen leer aus, denn ihre Besucherzahlen sinken stark und darauf fußen ihre Einnahmen. In der Folge lohnt es sich für sie nicht mehr, diese Informationen überhaupt bereitzustellen.

Größere Inhalte-Anbieter, wie beispielsweise die ARD, gehen einen anderen Weg: Sie verbieten es den Crawlern der KI-Suchmaschinen, ihre Inhalte zu durchsuchen.

In beiden Fällen führt dies dazu, dass die Qualität der Informationen, auf die ChatGPT und Co. zugreifen können, schlechter wird.

Das Internet der Zukunft: Informationen nur gegen Bezahlung?

Damit die Betreiber von Websites nicht leer ausgehen, gibt es erste Ansätze, wie sich das System fairer gestalten lässt. Z.B. indem KI-Firmen eine Gebühr an die Webseiten zahlen, deren Informationen sie für ihre Antworten nutzen.

Cloudflare ist ein Unternehmen, das (vereinfacht gesagt) dafür sorgt, dass Websites gut erreichbar sind und von bösartigen Attacken verschont bleiben. Es hat ein sogenanntes „Pay per Crawl“-System eingeführt (aktuell noch in einer Beta-Phase). Crawler müssen dabei für den Zugriff auf eine Website zahlen, die Einnahmen wandern dann (zum Teil) an die Website-Betreiber.

Da Cloudflare viele Websites weltweit schützt, ist es eines von nur sehr wenigen Unternehmen, das diese „Bezahlschranken-Funktion“ umsetzen kann. Dies wirft natürlich wiederum neue Fragen auf, wenn das Geschäftsmodell des Internets künftig von einer einzigen Plattform am Leben gehalten wird.

Fest steht: Das Internet, wie wir es bislang kennen, verändert sich grundlegend. Es wird für Nutzer bequemer, aber es droht eben auch ein Qualitätsverlust. Und diese Gefahr wird größer, je weiter sich Informationsquelle und Nutzer voneinander entfernen, d. h., wenn Informationen nur noch in Form von Vermittlung durch KI erreicht werden.

Hörtipp: Wenn dich dieses Thema interessiert, empfehle ich dir die Folge „Macht KI-Werbung das Internet kaputt?” des KI-Podcasts der ARD.


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📢 News der Woche in Kürze

💁‍♂️ ChatGPT wird zum persönlichen Assistenten

OpenAI hat den ChatGPT-Agent vorgestellt, mit der ChatGPT komplexe Aufgaben für dich erledigen kann. Du kannst ihm zum Beispiel sagen: "Schau in meinen Kalender und fasse mir die wichtigsten Nachrichten zu meinen anstehenden Kundenterminen zusammen." ChatGPT kann damit auch selbstständig im Internet Bestellungen vornehmen, Formulare ausfüllen und Präsentationen erstellen.

Die Funktion ist bereits für Abonnenten des Plus-Tarifs (und höher) verfügbar, allerdings nur außerhalb des europäischen Wirtschaftsraums, wir müssen also - wie fast immer - etwas länger warten (zur OpenAI-Ankündigung)


⚖️ Apple verklagt YouTuber wegen Leak

Der YouTuber Jon Prosser, bekannt für seine Vorhersagen zu neuen Apple-Produkten, wurde von Apple verklagt. Der Vorwurf: Er soll einen Bekannten dazu angestiftet haben, sich Zugang zum Entwickler-iPhone eines Apple-Mitarbeiters zu verschaffen und geheime Informationen zum neuen Betriebssystem iOS 26 zu filmen. Der Apple-Mitarbeiter wurde zwischenzeitlich entlassen.

Apple wirft Prosser Industriespionage und Diebstahl geistigen Eigentums vor. So viel scheint sicher: Das Leak-Video wird Prosser nicht annähernd so viel Werbeeinnahmen gebracht haben, wie seine Anwälte ihn nun kosten. (via computerbase)


😀 Acht neue Emojis im Anmarsch

Wenn dir das aktuelle Emoji-Repertoire langsam langweilig wird, gibt es gute Nachrichten: Ab Herbst wird es mit iOS 26 acht neue Emojis geben, darunter Orca, Schatztruhe, abgekauter Apfel (wieso kommt so etwas vor dem Weißwein-Glas?) und, was ich besonders schön finde, eine Comic-Kampfwolke (via appgefahren.de).


Community News

🎤 Umfrage der vergangenen Woche

Nutzt du die Health-App auf deinem iPhone regelmäßig, um deine Gesundheitsdaten im Blick zu haben?

Kommentare

Ich nutze die Health App, um meine Gesundheitsdaten an einem Ort übersichtlich zu sammeln - meine Waage ist damit verknüpft und mein Blutdruckmessgerät, die nächste Generation meines Blutzucker-Messgerätes wird es auch sein.
ja ich nutze die health App. Um zu wissen wie viel kcal. Ich verbrannt habe, und wie viel Schritte ich gelaufen bin.

In der neuen Umfrage möchte ich von dir wissen, wo bzw. wie du die Sommerferienzeit verbringst.


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