Bye, bye Safari & Chrome? Die KI-Browser kommen


neumann.digital - digitaler Wochenrückblick #60 (im Browser ansehen)

Liebe/r Reader,

👾 Grüße aus der digitalen Welt!
Hier ist der Digitale Wochenrückblick.

Heute schauen wir uns eine neue Studie über die Genauigkeit der Gesundheitsdaten in deiner Apple Watch an - und warum man die Ergebnisse mit Vorsicht genießen sollte. Außerdem: Die ersten echten KI-Browser sind im Anflug. Schaffen sie es, Safari & Chrome Konkurrenz zu machen? Ich mache derweil zum ersten Mal eine Social-Media-Diät.

🩺 Wie präzise sind die Gesundheitsdaten deiner Apple Watch?

In einer neu erschienenen Studie wurde untersucht, wie gut Wearables wie die Apple Watch unsere Gesundheit vorhersagen können. Das Ergebnis ist spannend, aber ich rate allein deshalb zur Vorsicht, weil Apple die Studie mitfinanziert hat.

Der Artikel mit dem sperrigen Titel „Beyond Sensor Data: Foundation Models of Behavioral Data from Wearables Improve Health Predictions“ (etwa: "Jenseits von Sensordaten: Grundlegende Modelle von Verhaltensdaten aus Wearables verbessern die Gesundheitsprognosen") kommt zu dem Schluss, dass es für die Vorhersage des Gesundheitszustands effektiver ist, übergeordnete Verhaltensdaten zu analysieren statt nur rohe Sensordaten wie Puls oder Sauerstoffsättigung des Bluts heranzuziehen.

Einfach gesagt: Es sei aufschlussreicher zu wissen, wie viele Schritte du pro Tag gehst oder wie lange du schläfst, als den Herzschlag von Sekunde zu Sekunde zu messen.

Ein Modell, das beides kombiniert – also Verhaltensdaten (Schritte, Schlaf etc.) und Sensordaten (Herzfrequenz) – lieferte bei der Studie die besten Ergebnisse bei der Vorhersage von Krankheiten oder sogar einer Schwangerschaft.

Das klingt zunächst vielversprechend, was die Qualität der Wearable-Daten angeht, dabei wird aber ein wichtiger Punkt außer acht gelassen:

Kürzlich war ich bei einem HNO-Arzt, weil ich nachts schnarche und je nach Liegeposition offenbar manchmal schlecht Luft bekomme (Quelle: meine Frau). Laut meiner Apple Watch war bei der nächtlichen Sauerstoffmessung immer alles in Ordnung. Auch Atemaussetzer wurden nicht festgestellt, was mich zunächst beruhigte.

Der Arzt klärte mich jedoch auf: Die Watch misst die Sauerstoffsättigung und Atemaussetzer nur in unregelmäßigen Abständen. Das bedeutet, dass entscheidende Momente, wie zum Beispiel kurze Atemaussetzer, von der Messung sehr wahrscheinlich gar nicht erfasst werden.

So können unter Umständen falsche Rückschlüsse gezogen und ein trügerisches Gefühl von Sicherheit vermittelt werden. Eine solches System dann als Gesundheitsfeature zu bewerben, ohne diese wesentliche Limitierung ganz klar zu kommunizieren, erscheint mir fahrlässig.

Dass das Messgerät, das mir HNO-Arzt mir für die präzise Schlafmessung zu Hause mitgab, aus anderen Gründen ebenfalls ungeeignet war, ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden. Immerhin habe ich in diesem Zusammenhang das schöne Wort "Rückwirkungsabweichung" gelernt. Meine Werte waren jedenfalls deutlich weniger rosig als auf der Watch und bestätigten die Bedenken meiner Frau.

Die oben genannte Studie zeigt eher ein theoretisches Potenzial von Wearables, doch die aktuelle Realität ist: Die Apple Watch ist sicher ein hilfreicher Begleiter für Fitness und allgemeinem Wohlbefinden. Sie ist jedoch kein medizinisches Diagnosegerät, auch wenn Apple mit solchen Studien den Anschein erwecken möchte.


🤖 Die KI-Browser kommen!

Bisher beherrschen die Browser Chrome, Safari und Edge fast den gesamten Markt, dazu kommen noch einige Special-Interest-Browser wie Opera oder Brave. Doch nun bringen gleich zwei große KI-Unternehmen ihre eigenen KI-Browser heraus und sagen den etablierten Anwendungen den Kampf an.

Den Anfang machte diese Woche Perplexity mit seinem neuen Browser "Comet". Ich hatte schon früher darüber berichtet, dass der Chef von Perplexity ganz offen zugibt, damit so viele Daten wie möglich über seine Nutzer sammeln zu wollen. Comet soll als eine Art persönlicher Assistent agieren (Perplexity nennt das einen "agentialen Browser"), der unter anderem:

  • Videos zusammenfasst, die du angesehen hast.
  • Deinen Terminkalender prüft und Besprechungen bei Konflikten eigenständig für dich verschiebt
  • Deine Aufgaben für den Tag auflistet.
  • Tabs und Dateien schließt, die du lange nicht genutzt hast.

Liest sich praktisch, aber mir geht der Zugriff auf so viele persönliche Daten zu weit. Etwas überraschend ist der Browser zunächst nur für Perplexity-Kunden mit Max-Tarif (200 $ / Monat) verfügbar. Das ist seltsam, wenn man doch eigentlich möglichst viele Kundendaten sammeln möchte, aber vielleicht soll er zunächst noch etwas getestet werden.

Auch OpenAI, die Firma hinter ChatGPT, arbeitet laut der Nachrichtenagentur Reuters an einem eigenen KI-Browser. Auch hier ist das Ziel, Aufgaben direkt im Browser für dich zu erledigen, zum Beispiel Formulare ausfüllen oder Reservierungen zu tätigen.

Können diese ersten "echten KI-Browser", die von Beginn an für den Einsatz von künstlicher Intelligenz entwickelt wurden, eine ernsthafte Konkurrenz für Safari und Co. werden? Ich könnte es mir vorstellen, besonders beim Browser von OpenAI, dank der bereits großen ChatGPT-Nutzerbasis.


👾 Was passiert bei mir?

Als jemand, der beruflich über die neuesten Entwicklungen rund um iPhone und KI berichtet, möchte ich natürlich immer auf dem neuesten Stand sein. Nicht zuletzt deshalb habe ich diverse Social-Media-Apps auf meinem iPhone installiert, um keine wichtige Nachricht zu verpassen.

Vor allem X (ehemals Twitter), so kritisch ich der Musk-App insgesamt gegenüberstehe (und das nicht erst seit dem kürzlichen totalen Kontrollverlust des Chatbots Grok), ist (leider) oft die beste Quelle für frische iPhone-Informationen.

Im letzten halben Jahr habe ich jedoch bemerkt, dass ich diese Apps immer häufiger nutzte und kein Ende mehr fand. Ich fühlte mich zunehmend nervöser und gestresster, was ich nicht nur, aber eben auch auf den Konsum dieser Apps zurückführe.

Ich musste mir eingestehen: Ich hatte meinen (Sozial-)Medienkonsum nicht mehr im Griff. Die ständige Flut an Informationen und die Versuchung, „nur mal kurz“ nachzusehen (und dabei unweigerlich in einen Sog an gar nicht relevanten, aber irgendwie neugierig machenden Beiträgen zu geraten), machten es mir unmöglich, abends von der Arbeit abzuschalten und den Kopf für den nächsten Tag freizubekommen.

Deshalb habe ich diese Woche meine erste „Social-Media-Diät” begonnen. Ich habe fast alle Social-Media-Apps von meinem iPhone gelöscht.

Die Dienste nutze ich jetzt nur noch gezielt während der Arbeitszeit am Computer, wenn ich aktiv zu neuen Themen recherchiere. Abends bleibt mein Handy nun frei von der wüsten und ungesunden Mischung aus relevanten Nachrichten, Engagement-Ködern, Desinformation und Wut-Postings.

Sollte das noch nicht ausreichen, werde ich abends sämtliche arbeitsbezogenen Benachrichtigungen auf meinem iPhone ausschalten. Denn es gibt in meiner jetzigen Arbeitsrealität nichts, das nicht auch bis zum nächsten Morgen warten kann (früher als Angestellter war das bei manchen Projekten durchaus anders).

All das schreibe ich, während mein Sohn im Tierpark zum ersten Mal eigenhändig Ziegen füttert und sich dabei vor Begeisterung gar nicht mehr einkriegt. Er ist eben noch nicht abgestumpft von der schrillen digitalen Welt - ich beneide ihn darum.

Einzusehen, dass mein Medienkonsum ungesunde Züge angenommen hat, war nicht einfach. Ging es dir vielleicht schon einmal ähnlich? Wie schaffst du es, im immer schneller getakteten digitalen Alltag auch mal abzuschalten? Hast du Strategien für ein dosiertes „Digital Detox”? Schreib mir gerne, ich bin gespannt auf deine Erfahrungen!


✍️ Meine aktuellen Veröffentlichungen

Sicherheits-Leitfaden: Fast 200 Bestellungen

Ein wenig unsicher war ich schon, als ich vergangene Woche mit dem iPhone-Sicherheitsleitfaden erstmals ein einzelnes Produkt zum Verkauf angeboten habe. Würden sich überhaupt Käufer dafür finden? Doch mit knapp 200 Bestellungen hat der Verkaufsstart meine Erwartungen übertroffen.

Im Lauf der Woche kamen dann die ersten 25 Rückmeldungen von Nutzerinnen und Nutzern und diese waren überwiegend (sehr) positiv:

  • Verständlichkeit: 4,6 von 5 Punkten (sehr gut)
  • Visuelle Gestaltung: 4,5 von 5 Punkten (sehr gut)
  • 80% der Umfrageteilnehmer bewerteten das Checklisten-Format als "hilfreich".

Aber nicht nur das, die Tipps aus dem Leitfaden wurden auch umgehend umgesetzt:

  • 68% änderten aktiv Einstellungen
  • 28% prüften nur bestehende Einstellungen
  • 4% änderten nichts

Und nicht zuletzt erhielt ich durch die Umfrage auch wertvolle Hinweise darauf, was noch verbessert werden kann. An den ersten Optimierungen des Leitfadens arbeitete ich bereits diese Woche. Wer ihn bereits gekauft hat, bekommt spätere Fassungen natürlich ohne Zusatzkosten.

Möchtest du auch mithilfe eines leicht verständlichen Workbooks mit Checkliste dein iPhone so absichern, dass du es ohne stetige Angst vor Betrügern nutzen kannst? Hier findest du alle Infos:


📢 News der Woche in Kürze

🧊 Vereiste Optik statt "Liquid Glass"?

Nachdem es viel Feedback zur (schlechten) Lesbarkeit von Texten gab, schwächt Apple den "Liquid Glass"-Effekt in der neuesten Beta-Version von iOS 26 (mittlerweile die dritte) immer weiter ab. Die Transparenz erinnert nun eher einer Eisoberfläche als an Glas, die Optik hat sich von dem Anfang Juni vorgestellten Design bereits um einiges entfernt.

Auch ich kritisierte die schlechte Lesbarkeit bei der ersten Version. Dennoch hoffe ich, dass solche Entscheidungen nicht ausschließlich auf Basis des heftigen Social-Media-Feedbacks getroffen werden, das die Beta-Version hervorrief. Falls es doch so wäre, sollte sich Apple fragen, ob es wirklich so eine gute Idee ist, dass jeder Mensch die Entwickler-Betaversionen ohne große Hindernisse oder Kosten auf seinem Gerät installieren kann

Denn wenn ich in meiner Zeit bei EA eines über Produktentwicklung gelernt habe, dann das: Der sicherste Weg zu einem wirklich schlechten Spiel besteht darin, immer auf das zu hören, was die Spieler sich wünschen. 😉


🎧 iOS 26: Nie wieder leere AirPods

Mit dem kommenden Update iOS 26 gibt es eine neue Funktion für AirPods: Dein iPhone wird dich automatisch daran erinnern, nicht nur die Kopfhörer, sondern auch das Ladecase aufzuladen, wenn der Akku zur Neige geht – sogar dann, wenn du sie eine Weile nicht benutzt hast. (via 9to5Mac)

Als Vielhörer halte ich das für eine wirklich nützliche neue Funktion. Tatsächlich ist meinen AirPods schonmal ab und zu unterwegs der Saft ausgegangen, weil ich das Laden vergessen hatte. Ich frage mich nur, wie frühzeitig die Warnung dazu erfolgen wird.


📺 YouTube testet offenbar neues Player-Design

YouTube testet laut Aussage einiger Nutzer auf der Foren-Plattform Reddit gerade ein neues Design für den Video-Player. Statt einer durchgehenden Leiste sind die Steuerelemente wie Wiedergabe/Pause, Abspieldauer und Lautstärke nun in einzelnen halbtransparenten Knöpfen und Leisten untergebracht. "Liquid Glass"-Optik also auch hier. Persönlich finde ich das neue Design gar nicht schlecht.


Community News

🎤 Umfrage der vergangenen Woche

Wie häufig nutzt du im Alltag einen KI-Chatbot wie ChatGPT?

Kommentare

Ich benutze im Prinzip fast täglich den Microsoft Copilot. Die Ergebnisse sind inzwischen sehr treffsicher und man erspart sich umständliche Googlesuchen.
Ist noch Neuland für mich. Die Nutzung wird aber sicherlich auch bei mir zunehmen.

In der neuen Umfrage möchte ich von dir wissen, ob du die Health-App auf deinem iPhone regelmäßig nutzt, um deine Gesundheitsdaten im Blick zu haben.


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